„Malparaíso ist ein imaginärer Ort, ein bereits verlorenes Eden…“ – Juan Miguel Ramírez-Suassi
„Malparaiso“, die dritte Monographie von Juan Miguel Ramírez-Suassi, ist ein rätselhaftes Porträt eines Paradieses, das es nie gab.
Für viele Fotografen ist die Dokumentarfotografie ein Mittel zur Darstellung der Realität, für andere ist sie ein Mittel zum kreativeren, interpretativen Ausdruck. Dies gilt auch für den spanischen Fotografen Juan Miguel Ramírez-Suassi, dessen dritte Monografie „Malparaiso“ (erschienen bei Setanta) seine bisher rätselhafteste ist.
Die Bilder wurden bei Reisen rund um Mexiko und Chile. Der Name, der von der chilenischen Stadt Valparaiso abgeleitet ist, ist wahrscheinlich auch eine Anspielung auf das gleichnamige Buch des großen Sergio Larrain, der ein tiefes Interesse an Mystizismus hatte, das ihn schließlich dazu brachte, die Fotografie aufzugeben, und der zu Beginn des Buches zitiert wird. „Malparaiso“ stellt jedoch keinen realen Ort dar, sondern einen Fantasieort, eine idealisierte Version einer verlorenen Utopie, wie sich in seinem Namen widerspiegelt, der auf Spanisch „schlechtes Paradies“ bedeutet.
In seiner Beschreibung sagt Ramírez-Suassi: „Der Weltraum ist ein Labyrinth“, und das ist der Kern der Struktur des Buches, oder eben das Fehlen einer solchen. Er wählt einen ungewöhnlichen Ansatz, der keiner offensichtlichen Reihenfolge folgt, weder chronologisch noch sonst wie, und untersucht die Idee, dass Navigation bedeutet, einem komplexen, verschlungenen Netzwerk von Pfaden zu folgen, von denen jeder zu anderen führt, wodurch eine nie endende Entdeckungsreise entsteht.
Fragmente natürlicher und künstlicher Landschaften werden mit Bildern von Menschen durchsetzt. Oft aus nächster Nähe aufgenommen, mit Symbolik versehen, ungewöhnlich gerahmt oder unscharf gelassen, erzeugen sie manchmal ein Gefühl von Klaustrophobie und vermitteln dem Betrachter das Gefühl, nur einen Teil der Szene zu sehen, was ein Gefühl von Unbehagen erzeugt.
Die Bilder als „Fragmente eines Traums“ zu beschreiben, mag naheliegend erscheinen, ist in diesem Fall jedoch vollkommen zutreffend. Wir begegnen realen Szenen und Menschen, die jedoch auf eine Weise dargestellt werden, die sich irgendwie außerweltlich anfühlt. Trotz des Gefühls der Vorahnung ist es kein Albtraum. Dies ist etwas viel Differenzierteres, Flüchtigeres.
„Malparaiso“ entstand aus einer Reise, die das klassische Motiv des Paradieses erkundete. Eine utopische Vision, die in krassem Gegensatz zu den Themen Rassismus, Identität, Migration, Umweltzerstörung, Gewalt und Unsicherheit steht, die laut Ramírez-Suassi die Bilder verbinden. Obwohl er auch zugibt, dass die Bilder „Wut und Schmerz“ suggerieren, gibt es auch subtile, aber greifbare Elemente, die einen positiveren Aspekt unserer komplexen Realität hervorrufen: Schönheit, Hoffnung und Menschlichkeit.
„Malparaiso“ ist daher etwas Bemerkenswertes – ein Porträt eines imaginären Ortes, der sowohl esoterisch als auch fesselnd ist und sich durch die Augen jedes Betrachters anders offenbart. Gleichzeitig dient es, zumindest für den Autor, als passendes Dokument der turbulenten, sterbenden, aber immer noch schönen und fesselnden Welt, in der wir leben.
Alle Bilder © Juan Miguel Ramírez-Suassi
Malparaiso wird von Setanta veröffentlicht und ist über deren Webseite.