GOST präsentiert „Tall Socks“, eine Sammlung größtenteils unveröffentlichter Fotos von New York City vom renommierten amerikanischen Fotografen Mark Cohen.
Cohen wurde in der Kleinstadt Wilkes-Barre in Pennsylvania geboren und war unter den Straßenfotografen seiner Zeit eine Seltenheit. Während viele die endlose Inspiration New Yorks suchten, blieb Cohen die meiste Zeit seines Lebens in Wilkes-Barre.
Sein unverkennbarer Stil, der sich durch Nahaufnahmen und eindringliche Aufnahmen auszeichnet, beeinflusste eine Reihe renommierter Fotografen, darunter Bruce Gilden und Martin Parr, wurde in dieser kleinen, unscheinbaren Stadt geschmiedet.
Im Juli 1973 verbrachte Cohen jedoch einen kurzen, aber produktiven Monat in New York. Er wohnte in einem Studentenwohnheim und besuchte gleichzeitig einen Filmproduktions-Workshop an der NYU. Da seine Vorlesungen kurz waren, verbrachte er seine Freizeit damit, durch die Straßen der Stadt zu ziehen und unermüdlich zu fotografieren – eine Gewohnheit, die seine Karriere prägen sollte. Die meisten seiner Bilder aus dieser Zeit blieben bis heute ungesehen.
Der Sommer 1973 markierte einen Wendepunkt in der Geschichte New Yorks. Die umfassende Finanzkrise, die die Stadt fast in den Bankrott trieb, sollte zwar erst einige Jahre später eintreten, doch die Stadt zeigte bereits Anzeichen des Niedergangs. Haushaltskürzungen, marode Infrastruktur und steigende Arbeitslosigkeit forderten ihren Tribut. Die Kriminalitätsrate stieg, und immer mehr aufstrebende Familien zogen in ruhigere Vororte, während die berüchtigten Brände in der Bronx, bei denen Vermieter ihre Häuser wegen der Versicherungssumme niederbrannten, gerade erst begannen.
Inmitten dieses Chaos ging Cohen auf die Straße und hielt das alltägliche Leben in seinem charakteristischen, dynamischen und direkten Stil fest.
Straßenfotografen werden für ihre Fähigkeit gelobt, Einzelbilder zu „sehen“ und einen kleinen, rechteckigen Ausschnitt der größeren Szene vor ihnen zu isolieren. Cohen jedoch ging noch einen Schritt weiter. Gesichter werden oft abgeschnitten oder dramatisch beschnitten, sodass nur Fragmente des Ausdrucks übrig bleiben.
Es gibt keine logische, lineare Erzählung. Die Bilder entfalten sich in einem chaotischen Mosaik aus Gliedmaßen und Beton, einer dynamischen, hektischen Kollision – ganz ähnlich dem Leben auf den Straßen New Yorks damals – jedes einzelne ein kleiner Teil einer größeren Geschichte, die wir uns nur vorstellen können.
Man kann die drückende Sommerfeuchtigkeit, die schweißbefleckte Haut und den Gestank des Mülls, der die Straßen säumte (eine direkte Folge der Budgetkürzungen und des Missmanagements der Stadt, die zu Verzögerungen bei der Abwasserentsorgung und schließlich zu Streiks frustrierter Arbeiter führten), beinahe spüren.
Es ist emotional und roh, manchmal schmutzig, aber es ist auch das New York, nach dem sich viele sehnen – chaotisch, aber lebendig.
Disco-Klänge hallten durch versteckte Clubs, Straßen und U-Bahn-Waggons waren mit Graffiti bedeckt, und Künstler verwandelten verfallende Stadtlandschaften in kaleidoskopische Meisterwerke. Punkbands entstanden, frech und rebellisch, und eroberten sich ihren Platz in der rasenden Energie der Stadt. In diesem Moment des Bruchs prallten all diese Welten aufeinander und bereiteten den Boden für kulturelle Revolutionen, die die kommenden Jahrzehnte prägen sollten – eine kaum vorstellbare Ära, die heute unter den sterilisierten, globalisierten Straßen von heute begraben liegt.
Vielleicht war sich Cohen der gewaltigen kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen nicht bewusst – oder vielleicht war es ihm egal. Er war schon immer eine rätselhafte Figur, die sich nicht für Trends oder Bewegungen interessierte. Doch auf seine ganz eigene, manchmal kontroverse Art fängt er den Zeitgeist ein.
Weiße Socken ist fesselnd und bewegend. Es ist chaotisch und fesselnd – typisch Cohen. Ein kleiner, aber bedeutender Beitrag zur Goldmine New York City street photography.
Alle Bilder © Mark Cohen
Hohe Socken wird von GOST veröffentlicht und ist über deren Webseite.